Was passiert in einer Psychotherapie?

Das Innere Kind in der Psychotherapie heilen

Was ist das? Das „innere Kind“ ist ein Begriff in der Therapie um den Teil unseres Innenlebens zu beschreiben, die Prägungen, die wir aus Kindheitsjahren bewusst oder unbewusst „mitgenommen“ haben. Es ist nicht wörtlich als ein Kind im Inneren zu verstehen, sondern als ein Sinnbild für die kindlichen Anteile der Persönlichkeit, die durch frühe Prägungen entstanden sind.

 

Aus der Sicht eines Kindes ist es eine Überlebensstrategie

Besonders relevant im Rahmen einer Psychotherapie ist die Erkenntnis, dass viele unserer heutigen Muster und Verhaltensweisen ursprünglich Überlebensstrategien aus der Kindheit waren. Sie hatten damals ihre Berechtigung: sie dienten dazu, unter schwierigen Bedingungen – zum Beispiel emotionaler Vernachlässigung oder subtiler Ablehnung – die Bindung zu nahen Bezugspersonen aufrechtzuerhalten.
In solchen Momenten passte sich das Kind an, indem es etwa besonders brav, leistungsorientiert oder emotional zurückhaltend wurde. Diese Strategien waren damals hilfreich, ja oft überlebensnotwendig, um die Zugehörigkeit zu sichern.

Zeichen eines ungeheilten Inneren Kindes

  • Co-Abhängigkeit
  • People Pleasing (andere über eigene Bedürfnisse stellen)
  • taub o. unverbunden zu sich selbst sein
  • Bestätigung „nur“ im Aussen suchen/ Kompensation/ „sehr hart“ Arbeiten um seinen Wert zu beweisen
  • Angst vor Ablehnung/ dem Verlassenwerden
  • daueralert o. dauerangespannt sein
  • jemand gibt zu viel von sich selbst/ überfordert sich selbst
  • zieht narzisstische Partner an
  • Schwierigkeiten Grenzen zu setzen (konstruktiver Umgang mit Wut)

Input von Gabor Maté (Englisch) 
 https://www.youtube.com/watch?v=l3bynimi8HQ

Im Erwachsenenalter jedoch wirken diese gleichen Muster häufig blockierend oder einschränkend. Sie führen zu einem verzerrten Selbstbild und einer inneren Haltung, die geprägt ist von Glaubenssätzen wie: „Ich bin nicht genug“, „Ich muss leisten, um geliebt zu werden“ oder „Ich darf keine Schwäche zeigen“. Solche tief verankerten Überzeugungen treten nicht bloß kognitiv als Gedanken auf – sie sind emotionale Grundhaltungen, die ebenso im ➜ Körpergedächtnis (➜ 🦵) gespeichert sind.

Es reicht nicht aus, sie kognitiv zu erkennen oder zu hinterfragen. Heilung geschieht erst dann, wenn der Mensch diese alten inneren Zustände fühlen darf – und gleichzeitig neue, korrigierende Erfahrungen macht, die im Hier und Jetzt ein anderes Erleben ermöglichen. Feel it to heal it, auf Englisch. Genau hier liegt die tiefgreifende Wirkung ganzheitlich ausgerichteter Therapie. 

Weitere unbewusste Strategien des Inneren Kindes

    • Übermäßige Verantwortungsübernahme
      – Das Kind übernimmt früh Aufgaben, für die es eigentlich zu jung ist (z. B. emotionale Unterstützung der Eltern), weil es spürt: „Wenn ich mich kümmere, bleibt alles stabil.“
      → Später äußert sich das oft als Co-Abhängigkeit, Helfersyndrom oder die Unfähigkeit, eigene Bedürfnisse zu erkennen.
    • Hyperanpassung / Menschen gefallen wollen (People Pleasing)
      – Das eigene Verhalten wird ständig an den Erwartungen anderer ausgerichtet, um Ablehnung zu vermeiden.
      → Erwachsene wirken dann oft konfliktscheu, harmoniesüchtig oder verlieren sich in Beziehungen selbst
    • Rebellion & Provokation
      – Manche Kinder wählen unbewusst den Gegenpol: Sie rebellieren, provozieren oder ziehen sich komplett zurück, um auf sich aufmerksam zu machen oder Kontrolle zu gewinnen.
      → Später zeigt sich das evtl. als chronischer Widerstand gegen Autorität, impulsives Verhalten oder selbstsabotierende Tendenzen.

    • Perfektionismus
      – Um Fehler (und damit mögliche Ablehnung oder Scham) zu vermeiden, entwickelt sich ein starkes Streben nach Kontrolle und Makellosigkeit.
      → Das kann im Erwachsenenalter zu Überforderung, Erschöpfung oder Angst vor Versagen führen.

    • Emotionales Erstarren / Funktionieren
      – Wenn emotionale Ausdrücke im Familiensystem nicht erlaubt oder sicher waren, lernt das Kind, Gefühle zu unterdrücken. Es „funktioniert“, ohne sich selbst zu spüren.
      → Im späteren Leben zeigt sich das z. B. als emotionale Leere, psychosomatische Beschwerden oder depressive Zustände.

    • Starksein und Unabhängigkeit als Schutz
      – Manche Kinder entwickeln die Überzeugung: „Ich darf niemanden brauchen“, weil sie erlebt haben, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt wurden.
      → Diese Menschen haben später oft Schwierigkeiten, Hilfe anzunehmen, Nähe zuzulassen oder sich verletzlich zu zeigen.

Das Problem der Gefühlsvermeidung

Viele Menschen versuchen instinktiv, schwierigen Emotionen wie Traurigkeit, Wut, Angst oder Trauer aus dem Weg zu gehen. Diese Vermeidung kann viele Formen annehmen:

  • Ablenkung: ständiges „Beschäftigtsein“, übermäßige Unterhaltung (TV, social media etc.) oder Überarbeitung (overworking)
  • Unterdrückung: Gefühle unterdrücken, so tun, als ob sie nicht existieren, oder sie intellektualisieren, anstatt sie zu fühlen
  • Betäubung: Konsum von Substanzen (Alkohol, Drogen), übermäßiges Essen oder andere zwanghafte Verhaltensweisen, um emotionalen Schmerz zu betäuben
  • Rationalisierung: Gefühle mit Logik wegdiskutieren, anstatt sie echt zu fühlen

Diese Strategien mögen zwar vorübergehend Linderung verschaffen, verhindern aber letztlich die emotionale Verarbeitung (ein sehr gutes Video zu dem Thema von einer bekannten Therapeutin: ➜ Verdrängung – Die Mutter aller Selbstschutzstrategien). Wenn wir Gefühle vermeiden, verhindern wir es, ihre Ursachen zu verstehen.

Sie finden sich wieder und wollen Ihr „Inneres Kind“ heilen? Nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf für ein unverbindliches
Erstgespräch.

1x1 der Psychohygiene

Hilfe zur Selbsthilfe psychologische therapeutische Tipps

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Kommunikation von Grenzen (für Anfänger)

    • Ich würde dir wirklich gerne helfen, aber ich habe zuerst ein paar dringende Dinge für mich selbst zu erledigen.
    • Ich verstehe, dass du verärgert bist und würde dich gerne anhören, aber mir fehlt momentan der die Kapazität dafür.
    • Du hast jedes Recht, so zu denken, aber ich möchte mich bei diesem Thema nicht auf eine Seite schlagen.

    • Ich bin gerade etwas beschäftigt. Ich schreibe dir, sobald ich Zeit habe.

    • Das klingt toll, aber ich brauche dieses Wochenende wirklich etwas Zeit für mich.

    • Ich möchte im Moment lieber nicht über meine Beziehung/ meinen Körper/ meine Entscheidung sprechen.

    • Danke für die Einladung, aber ich bin an diesem Abend nicht verfügbar.

Krise?

Es gehört zu den grundlegenden Erfahrungen des Menschseins, mit Momenten konfrontiert zu werden, in denen das Leben aus der gewohnten Bahn gerät. Solche Situationen werfen Fragen auf, stellen Gewissheiten in Frage und fordern uns auf eine Weise heraus, die sich oft weder vorhersehen noch vermeiden lässt. Psychologische Krisen können sich leise anschleichen oder ganz plötzlich über uns hereinbrechen – doch eines haben sie gemeinsam: Sie zwingen uns, innezuhalten, hinzuschauen und uns mit uns selbst auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung ist nicht bequem. Sie kann schmerzhaft, verwirrend und verunsichernd sein. Viele Menschen empfinden Scham oder Schwäche, wenn sie psychisch aus dem Gleichgewicht geraten, und neigen dazu, ihre inneren Kämpfe zu verdrängen oder kleinzureden. Doch gerade darin liegt ein zentrales Problem: Was wir nicht anschauen, bleibt ungelöst – und was wir nicht verstehen, kann uns nicht helfen zu wachsen. Eine Krise zu ignorieren bedeutet, eine wichtige Chance ungenutzt zu lassen: die Chance, sich selbst und eigene innere Muster kennenzulernen.

Die Entscheidung, sich mit einer persönlichen Krise bewusst auseinanderzusetzen, ist ein mutiger Schritt. Sie erfordert Ehrlichkeit, Geduld und oft auch die Bereitschaft, Unterstützung anzunehmen. Doch dieser Schritt ist nicht nur notwendig – er ist sinnvoll. Denn im Rückblick zeigen viele Menschen, dass gerade die schwersten Phasen ihres Lebens den Anstoß zu bedeutsamen Veränderungen gegeben haben.